Aktien für Anfänger: 10 Zeichen, dass Aktien langfristig steigen können
In diesem Artikel “Aktien für Anfänger: 10 Zeichen, dass Aktien langfristig steigen können” wollen wir uns mit der Bewertung von Aktien für Anfänger beschäftigen. Besonders für Einsteiger ist es am Anfang schwierig, die richtigen Aktien auszuwählen und langfristig zu profitieren. Bei diesem Artikel soll es daher um das langfristige Investieren in Qualitätsaktien gehen. Was genau ich mit Investieren meine, habe ich in dem Artikel „Value Investing: Investieren für Einsteiger“ beschrieben.
Diese Fehler passieren häufig (auch mir sind sie passiert):
Schauen wir uns zunächst die größten Fehler von Privatanlegern an:
- Meiner Einschätzung nach sind viele Privatanleger nicht langfristig, sondern kurzfristig orientiert. Dies führt dazu, dass sie zu häufig aktiv werden und hierdurch langfristig viel Potenzial verschenken. Mit jedem Trade werden Gebühren fällig und Steuern können anfallen. Hierdurch leidet langfristig der Zinseszins-Effekt.
- Zudem ist die Strategie entscheidend. Es gibt viele Strategien zu langfristigem Erfolg an den Aktienmärkten. Es ist wichtig, dass man früh eine geeignete Strategie findet, die zu seinen eigenen Wünschen und Zielen passen. Wenn die Strategie nicht zum Investor passt, dann ist ein mittelmäßiges Ergebnis vorprogrammiert. Ich verfolge konsequent das Value Investing, weil es zu mir passt. Falls Du Dich auch über Value Investing informieren möchtest, kann ich Dir meinen Value Investing Guide ans Herz legen.
- Viele Privatanleger können gute Unternehmen nicht von schlechten Unternehmen unterscheiden und schauen daher nur oberflächlich auf diese Unternehmen und kaufen vermeintlich „günstige“ Aktien. Diese sind häufig zurecht so günstig und bieten langfristig keine gute Perspektive.
Welche Aktien kaufen? Qualitätsaktien auswählen und langfristig halten
Warum die besten Aktien die Qualitätsaktien sind, hatte ich bereits beschrieben. Heute schauen wir uns daher einmal an, welche Zeichen und Kennzahlen Qualitätsaktien auszeichnen. Darüber hinaus werde ich noch einen Beitrag darüber schreiben, woran man schlechte Unternehmen erkennen kann. Damit möchte ich Aktien für Anfänger erklären und näherbringen.
Zwischen Werterzeugern und Wertvernichtern unterscheiden
Wenn man langfristig investiert, dann ist die Entwicklung eine Aktie von der fundamentalen Entwicklung des Unternehmens abhängig. Viele Unternehmen können aufgrund ihrer fundamentalen Lage langfristig kaum Wert für die Aktionäre erzeugen oder vernichten sogar aktiv Wert.
Wer langfristig anständige Renditen mit Aktien erzielen will, der fährt am besten mit Unternehmen, die langfristig den Unternehmenswert steigern können. Denn ein steigender Unternehmenswert schlägt sich langfristig zwangsläufig in einer steigenden Aktie wieder. Viele Investoren setzen leider auf Unternehmen, die langfristig wegen ihres Geschäftsmodells nicht in der Lage sind, Werte zu erzeugen, weil diese Aktien überall besprochen werden und “schnelle Gewinne” versprechen. Aktien für Anfänger sollten meiner Meinung nach konservativ und ein möglichst kleines Risiko aufweisen.
Grundsätzlich kann man bei einer Fundamentalanalyse erkennen, ob ein Unternehmen zu den Werterzeugern oder den Wertvernichtern gehört. Dies schauen wir uns nun zusammen an.
10 Kennzahlen, mit deren Hilfe man Werterzeuger erkennen kann
Wir werden uns nun zusammen 10 Kennzahlen zusammen ansehen, an denen ich Dir zeigen möchte, wie Du erkennen kannst, ob Unternehmen Wert erzeugen können oder nicht. Einige dieser Kennzahlen tauchen auch im Artikel „Die 25 wichtigsten Bilanzkennzahlen“ auf. Diese 10 Kennzahlen sollen dabei helfen Aktien für Anfänger bewertbar zu machen.
1. Steigendes Eigenkapital
Steigendes Eigenkapital ist eines der wichtigsten Zeichen dafür, dass ein Unternehmen langfristig Wert erzeugen kann. Das Eigenkapital ist sozusagen der Bilanzwert eines Unternehmens, weil das Eigenkapital berechnet wird, indem von allen Vermögenswerten (alles, was das Unternehmen besitzt) alle Verbindlichkeiten (alles, was das Unternehmen anderen schuldet) abgezogen werden. Deshalb zeigt steigendes Eigenkapital, dass das Unternehmen mehr Werte erzeugen kann, als Schulden anzuhäufen. Das Eigenkapital kannst Du einfach in der Bilanz nachschlagen oder auf Finanzseiten erhalten. Das Eigenkapital je Aktie wird Buchwert genannt.
Ob das Eigenkapital steigt kannst Du per Knopfdruck mit dem Buffett Bilanz Screener nachschlagen:
2. Das Unternehmen erzielt steigende Gewinne
Es ist offensichtlich, dass ein Unternehmen einen Gewinn erzielen sollte, denn Gewinne sind die Voraussetzung dafür, dass langfristig Geld verdient werden kann und das Unternehmen über viele Jahre oder Jahrzehnte weiterhin existieren kann. Wenn man Aktien für Anfänger erklärt, dann ist der Gewinn deshalb eine der ersten Zahlen, die man behandeln sollte.
Bei Gewinnen sollte man deshalb darauf achten, dass das Unternehmen überhaupt Gewinne erzielt und diese bestenfalls langfristig steigern kann.
3. Unternehmenserfolg mit dem Free Cash flow bewerten
Gewinne sind eine fiktive Größe des Rechnungswesens. Sie existieren nur auf dem Papier. Zum Beispiel kann Daimler für ein Fahrzeug den Gewinn verbuchen, wenn ein Käufer das Fahrzeug über Leasing bezogen hat. Allerdings erhält Daimler zunächst nahezu kein Geld für dieses Fahrzeug, weil die Raten erst in den nächsten Monaten und Jahren bezahlt werden. Auch weiß noch niemand, ob der Kunde das Fahrzeug wirklich abzahlen kann. Weil Daimler jedes Jahr mehr Geld für die Produktion von Fahrzeugen ausgeben muss, als sie über diese Raten einnehmen, muss jede Dividende und jede Investition entweder aus der Rücklage oder durch die Aufnahme von Schulden bezahlt werden. Aufgrund des kapitalintensiven Geschäftsmodells bleibt langfristig kaum etwas unterm Strich hängen. Deshalb sind die Gewinne von Daimler fast ausschließlich Bilanzgewinne (Die verleasten Fahrzeuge gehören Daimler bis der Leasingvertrag ausläuft). Die realen Cash flows sind jedoch negativ (das Unternehmen verliert Geld). Weil kein Geld unterm Strich eingenommen wird steigen die Schulden:
Daher ist es wirklich entscheidend, dass unser Unternehmen auch reales Geld einnimmt und mit diesem Geld seine Kosten bezahlen kann. Optimalerweise erzielt das Unternehmen seine gesamten Gewinne in Form von realem Geld (keine Bilanzgewinne). Dies können wir am sogenannten Free Cash flow erkennen. Der Free Cash flow ist das reale Geld, dass nach Abzug der realen Kapitalkosten unterm Strich übrig geblieben ist. Diesen findet man auf Finanzseiten, wie Finanzen.net oder Morningstar. Alternativ kann man ihn auch selbst bestimmen, indem man die Kapitalkosten (Investitionen in Sachanlagen) von dem Cash flow aus dem operativen Geschäft abzieht (Siehe Kapitalflussrechnung).
Der Free Cash flow sollte mindestens positiv sein, optimaler weise ist der Free Cash flow mindestens so groß, wie der Gewinn.
4. Cash und Liquide Mittel steigen an
Dieser Punkt ist einfach zu kontrollieren. Ein Blick in die Bilanz verrät auf einen Blick, wie hoch die Barmittel und anderen liquiden Mittel sind. Wenn ein Unternehmen jedes Jahr mehr Geld auf dem Konto liegen hat, dann zeigt dies, dass das Unternehmen Geld verdient und jedes Jahr mehr davon übrig hat. Da Geld auf dem Konto einen realen Wert hat, steigt dieser Wert bei steigendem Cash jedes Jahr an. Hier sollte man nur darauf achten, dass dieses Geld nicht durch Aufnahme von Schulden auf dem Konto gelandet ist.
5. Hohe und steigende Kapitalrenditen
Kapitalrenditen beschreiben, wieviel Geld mit dem Kapital der Aktionäre erzielt wird. Die wichtigste Kennzahl hierbei ist meiner Meinung nach die Eigenkapitalrendite (Gewinn / Eigenkapital). Die Kapitalrenditen sollten immer mindestens so hoch sein, wie die Kosten für dieses Kapital. Die Kosten für dieses Kapital kann man mit dem sogenannten WACC (Weighted average cost of Capital) abschätzen. Diese kann man aufwendig selbst berechnen oder einfach per Google suchen (Unternehmensnahme + „WACC“).
In der Regel liegen diese unterhalb von 15%. Daher reicht es im 1. Blick aus – zu überprüfen, ob die Eigenkapitalrendite über 15% liegt. Dazu sollte die Eigenkapitalrenditen konstant hoch und bestenfalls ansteigend sein.
Hohe Kapitalrenditen bei steigendem Eigenkapital sind nur sehr schwer aufrechtzuerhalten und zeichnen die besten Geschäftsmodelle aus. Die Eigenkapitalrendite ist so wichtig, dass sie sogar als Kaufkriterium für Warren Buffett in Berkshire Hathaway festgeschrieben wurde.
6. Dividendenaktien: Nachhaltige Ausschüttungspolitik
Eine nachhaltige und solide Ausschüttungspolitik liefert langfristig für die Aktionäre einen Mehrwert und ist nur möglich, wenn ein Unternehmen solide und nachhaltig wirtschaftet. Deshalb ein eine langfristige und stabile Ausschüttungspolitik ein Zeichen, dass das Unternehmen langfristig einen Wert erzeugen kann.
Als Ausschüttung fallen einem natürlich direkt die Dividenden ein. Dividenden sind sicher eine wichtige Komponente bei der Bewertung der Ausschüttungspolitik. Deshalb sind die klassischen Dividendenaktien häufig unter den wertschöpfenden Unternehmen und dividendenstarke Aktien zeigen häufig, dass sie langfristig eine gute Anlage sind.
Neben Dividenden sind allerdings auch die Aktienrückkäufe zu bewerten. Aktienrückkäufe sind ebenfalls eine Möglichkeit, wie ein Unternehmen Geld an die Aktionäre ausschütten kann.
Bei der Ausschüttung sollte man darauf achten, dass diese nachhaltig ist. Das bedeutet, es sollte nicht langfristig mehr Geld ausgeschüttet werden als verdient wird. Dividendenstarke Aktien sollten deshalb auf ihre Ausschüttung analysiert werden. Hierzu kannst Du die Ausschüttungsquote (Dividenden / Gewinn) betrachten oder die Gesamtausschüttung (Dividenden + Aktienrückkäufe) / (Gewinn) analysieren. Besser noch ist es, wenn Du nicht den Gewinn für die Berechnung der Ausschüttungsquoe verwendest, sondern den sogenannten Free Cash flow. Denn Gewinne existieren nur auf dem Papier und Dividenden werden real aus dem Cashflow gezahlt und nicht aus Gewinnen. Dies sollte man vor dem Kauf von Dividendenaktien beachten.
7. Relative Kapitalkosten
Die Kapitalkosten eines Unternehmens zeigen, wieviel Geld in die Erneuerung der Geschäftsausstattung und in Investitionen gesteckt werden muss. Manche Unternehmen müssen einen großen Teil ihrer Umsätze in das laufende Geschäft reinvestieren. Andere Unternehmen haben nahezu gar keine laufenden Kapitalkosten. Ein Unternehmen, dass die Umsätze stärker steigern kann als die Kapitalkosten liefert langfristig deshalb einen positiven Mehrwert, weil relativ gesehen ein immer kleinerer Teil an Kapitalkosten anfällt.
Hierzu kann man die Investitionen in Sachanlagen (Kapitalkosten) durch den Umsatz teilen und diese Kennzahl über eine längere Zeit anschauen. Sinkende relative Kapitalkosten sind ein Zeichen, dass mehr Werte erzeugt werden können.
8. Investieren in zukünftiges Wachstum
Unternehmen, die nichts mehr in zukünftiges Wachstum investieren und nur noch ihre aktuelle Stellung verwalten sind langfristig zum Scheitern verurteilt. Ein sicheres Zeichen, dass ein Unternehmen keine Werte erzeugt sondern vernichtet ist deshalb, wenn nahezu nichts mehr in zukünftiges Wachstum gesteckt wird. Noch schlimmer ist es nur, wenn stattdessen permanent Unternehmensanteile verkauft werden. Dann liquidiert sich das Unternehmen langfristig selbst. Schaue hierzu nach, ob überhaupt noch Kapitalkosten anfallen. Zwar sollten die Kapitalkosten nicht stärker steigen als die Umsätze, aber gar keine Investitionen sind ebenfalls ein Zeichen für ein Unternehmen, dass langfristig von der Bildfläche verschwinden wird. Deshalb achte ich penibel darauf, dass meine Unternehmen in zukünftiges Wachstum investieren. Denn Investitionen von heute sind die Gewinne von morgen!
9. Niedrige Schulden
Viele Unternehmen können wachsen, Dividenden zahlen und hohe Kapitalrenditen erreichen. Allerdings schaffen es nur sehr wenige Unternehmen, dieses ohne massives Aufnehmen von Schulden erreichen. Schulden sind wie der „Turbo“ eines Unternehmens zu betrachten. Man kann mit Schulden kurzzeitig schneller wachsen, indem man sich Dinge mit diesem Geld kauft, die man eigentlich derzeit nicht bezahlen kann. Allerdings erhöhen Schulden das Finanzrisiko, weil die Zinsen und Tilgungen wieder zurückgezahlt werden müssen und es ist nicht unendlich möglich, die Schulden immer weiter zu steigern. Deshalb ist es ein enormes Qualitätsmerkmal, wenn es Unternehmen schaffen, langfristig zu wachsen ohne den Schuldenhebel auszureißen. Warren Buffett hat eine niedrige Verschuldung als Kernkriterium für Investitionen von Berkshire Hathaway festgelegt! Das ist kein Zufall, denn diese Unternehmen sind langfristig statisch erfolgreicher und risikoloser. Indem man auf niedrig verschuldete Unternehmen setzt reduziert man also sein Risiko und steigert gleichzeitig seine Rendite.
10. Hohe und steigende Margen
Hohe und steigende Margen zeigen, dass von jedem 1€ Umsatz immer mehr Gewinn unterm Strich für das Unternehmen bleibt. Diese Unternehmen haben langfristig enorme Vorteile, denn sie können schneller und leichter wachsen, weil sie mehr Geld zur Verfügung haben als die Konkurrenz. Deshalb zeigen hohe und steigende Margen, dass ein Unternehmen langfristig Werte erzeugen kann. Sehr gute Unternehmen können eine Netto-Marge von 20% und mehr vorzeigen. Hohe Margen sind zudem ein Zeichen von Sicherheit. Denn wenn die Kosten mal aus irgendwelchen Gründen ansteigen, dann ist das Unternehmen immer noch profitabel. Wenn die Margen hingegen gering sind, dann können selbst kleine Kostensteigerung (z.B. für teurere Rohstoffe) dazu führen, dass ein Unternehmen von einem kleinen Profit in einen Verlust reinrutscht.
11. (Bonus: Marktführer, Burgraben, Management)
Das wären die wichtigsten 10 Kennzahlen, an denen ich erkenne ob Unternehmen langfristig Werte erzeugen können oder nicht. Neben diesen Kennzahlen gibt es noch weitere Möglichkeiten Werterzeuger zu finden. Beispielsweise ist generell sinnvoll auf Marktführer zu setzen. Marktführer sind in der Regel kosten-effizient aufgestellt und haben eine große Marktmacht. Dies kann langfristig zu einem enormen Wert führen.
Außerdem sind alle klassischen Burggraben-Unternehmen in der Regel Wertschöpfer. Der Burggraben ist ein nachhaltiger Wettbewerbsvorteil, der es der Firma ermöglicht das lukrative Geschäftsmodell vor Konkurrenz zu schützen.
Zu guter Letzt wäre da noch ein herausragendes Management. Gute Manager können enormes bewegen und enorme Werte für die Firma, die Mitarbeiter, die Kunden und die Aktionäre erzeugen, indem sie strategischen Weitblick haben und das Kapital des Unternehmens optimal einsetzen. Das beste Beispiel für ein gutes Management sind vermutlich Warren Buffett und Charlie Munger bei Berkshire Hathaway. Es gibt aber noch weitere großartige Manager.
Aktien und Unternehmen, die diese Kriterien erfüllen sind meiner Meinung nach die besten Aktien für Anfänger, denn hier kann man langfristig von einer positiven Entwicklung ausgehen. Das sind häufig die langweiligen und unauffälligen Titel, die in diese Kategorie fallen.
Fazit:
Ich versuche Aktien für Anfänger näher zu bringen. Denn diese beschäftigen sich natürlich zunächst mit der Frage „Welche Aktien soll ich kaufen?“ und achten dabei häufig lediglich auf den Preis eines Unternehmens und vernachlässigen die wichtigere Frage: „Ist das Geschäftsmodell langfristig in der Lage Werte zu erzeugen?“. Viele Unternehmen wie Daimler können dies langfristig leider nicht oder nur unzureichend. Deshalb steigen die Aktien langfristig so gut wie gar nicht. Das ist kein Zufall sondern die Konsequenz der fundamentalen Realität. Deshalb konzentriere ich mich auf enorm lukrative Werterzeuger. Mit diesen kann man langfristig nahezu kein Geld verlieren (solange das Geschäftsmodell intak ist), weil die Aktien sich langfristig positiv entwickeln werden und diese Unternehmen sind langfristig zu höheren Renditen fähig.
In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Erfolg bei der Suche nach Qualitätsunternehmen. Mehr Infos findest Du auch auf meinem Value Investing Guide.